Die Alliierten übermitteln eine Liste deutscher Kriegsverbrecher
Podcast - ZeitZeichen | 07.02.2020 | Dauer: 00:14:36 | SR 2 - Almut Finck
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20 Millionen Tote, 21 Millionen Verletzte, vier Jahre Elend und unsagbares Leid. Wer trägt die Schuld? Die Deutschen, die Verlierer, sagen die Sieger, weil die diesen Krieg anzettelten, der den ganzen Erdball erfasste. Am 7. Februar 1920 übermitteln die europäischen Alliierten deshalb der Regierung der noch jungen Weimarer Republik eine Auslieferungsliste mit den Namen von rund 900, in ihren Augen, Kriegsverbrechern, die sie vor Gericht stellen wollen.Darunter sind fast alle im Ersten Weltkrieg als Befehlshaber eingesetzten deutschen Fürsten, führende Truppenkommandeure und Marineoffiziere. Auch dem früheren Reichskanzler von Bethmann Hollweg soll der Prozess gemacht werden. Die deutsche Öffentlichkeit reagiert empört. Am Ende verzichten die Alliierten auf die Auslieferung, weil die Deutschen versprechen, selbst Gericht zu sitzen über die Angeklagten. Ein Novum in der Geschichte des Kriegs- und Völkerrechts - und eines, das nicht funktioniert. Zwar werden bis 1927 tatsächlich 867 Fälle vor dem Reichsgericht in Leipzig verhandelt. Die meisten Verfahren aber werden eingestellt, nur 13 enden mit einer milden Verurteilung. Das Scheitern von Leipzig ist 1945 einer der Gründe, warum die Siegermächte in Nürnberg einen Internationalen Militärgerichtshof einrichten, um dort die Hauptkriegsverbrecher zur Verantwortung zu ziehen.