Der Geburtstag des Entwicklungspsychologen Jean Piaget (09.08.1896)
Podcast - ZeitZeichen | 09.08.2021 | Dauer: 00:14:38 | SR 2 - Kestin Hilt
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Versuchen Sie's mal: Tuch vor den Kopf halten - Tuch wegziehen - "Guckuck" schreien - Sie werden Begeisterungsstürme auslösen, versprochen. Zumindest wenn Ihr Gegenüber noch in die Windeln macht. Auch Jacqueline, Lucienne und Laurent wurden so bespaßt. Nur hat ihr Vater, der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget, eine wissenschaftliche Erkenntnis daraus gemacht. Mit diesem Spiel entwickelt das Kind ein Bewusstsein für die so genannte Objektpermanenz: Papa ist nicht weg, wenn er hinter dem Tuch verschwindet, sondern kommt bestimmt gleich wieder. Kinder lernen eigenständig - indem sie die Welt entdecken und ihr Geist dabei logische Strukturen herausbildet: das war Piagets wichtigste Erkenntnis. Indem er unermüdlich mit Kindern spielte, ihnen Aufgaben stellte und dabei doch nie manipulierte, entwickelte er eine Theorie des Denkens und der Intelligenz, die in Teilen noch heute Bestand hat. Ohne es geplant zu haben, wurde Piaget damit auch zum Anwalt der Kinder: Entgegen den Lehren der Behavioristen konnte er zeigen, dass Kinder keine Reiz-Reaktions-Maschinen sind, die abgerichtet werden können wie Hunde - und schon gar keine kleinen Erwachsenen. Beruhigend deshalb, dass sich Piaget immer auch aus dem Elfenbeinturm herauswagte: Um weltweit die Lehrmethoden an Schulen zu verbessern, beriet er sogar die UNESCO.