Der Todestag der Schriftstellerin Louise Aston (21.12.1871)
Podcast - ZeitZeichen | 21.12.2021 | Dauer: 00:14:29 | SR 2 - Christiane Kopka
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"Eine gewisse Asten oder Aston zieht durch ihre Verführungskünste und durch entsetzliche Ausschweifungen Männer jedes Standes und Alters nach sich! Kann dies Weib nicht aus Berlin verwiesen werden?" So heißt es 1845 in einem anonymen Schreiben an den Polizeipräsidenten Berlins. Louise Aston ist für brave Biedermeier-Bürger ein Graus: Sie trägt Männerkleidung, treibt sich mit ihren revolutionären Freunden in Kneipen herum und praktiziert die freie Liebe. Die Pastorentochter aus Sachsen-Anhalt, die als junges Mädchen einen deutlich älteren englischen Fabrikanten heiraten musste, hat nach ihrer Scheidung beschlossen, fortan ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Den Berliner Polizisten, die das aufmüpfige Frauenzimmer zum Verhör bestellen, erklärt sie: "Ich rauche Zigarren und glaube nicht an Gott." Immer wieder wird sie aus Berlin und anderen Städten ausgewiesen. Aston kann das nicht beirren: Sie schreibt Gedichte, Romane und Streitschriften, in denen sie die für ihre Zeit unerhörte Forderung nach dem Recht der Frau auf freie Persönlichkeitsentfaltung vertritt: "Freiem Leben, freiem Lieben / Bin ich immer treu geblieben!"