"Singe, wem Gesang gegeben - Ludwig Uhland notiert die berühmte Zeile (24.5.1812)
Podcast - ZeitZeichen | 24.05.2022 | Dauer: 00:13:52 | SR 2 - Ralph Erdenberger
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Der Satz gehört in jede Zitatesammlung: "Singe, wem Gesang gegeben!" Nur auf den ersten Blick passt die Zeile zu aktuellen Casting-Shows, wo Menschen versuchen zu beweisen, dass ihnen Gesang gegeben sei. Die Bedeutung wurzelt tiefer. Es gibt Worte, die flattern durch die Welt, während längst vergessen ist, wer der dazugehörige Autor war. Die fragliche Zeile hat sich der schwäbische Dichter Ludwig Uhland ausgedacht und am 24. Mai 1812 in seinem Tagebuch notiert. Uhland gehört zu den Dichtern der Romantik, die gegen die festen Formen der Klassik anschreiben. Gedichte sollen klingen wie Volkslieder, denn Gedichte werden in dieser Zeit umgehend vertont. Das Singen wird organisiert, es entstehen Liedertafeln und Gesangsvereine. Dort wird aber nicht nur gesungen, sondern auch debattiert. Sogar die Schranke zwischen Bürger und Adel soll durch den Gesang niedergerissen und die Zerstückelung Deutschlands in hunderte Fürstentümer überwunden werden - indem es sich auf gemeinsame Wurzeln im Volkslied besinnt. Wieviel Gemeinschaft wohnt im Gesang? Historisch wie aktuell?