Der Geburtstag des Psychiaters Ronald D. Laing (7.10.1927)
Podcast - ZeitZeichen | 07.10.2022 | Dauer: 00:14:30 | SR 2 - Doris Arp
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Stempelt die Gesellschaft psychisch Kranke zu "Verrückten", damit die Mehrheit sich "normal" fühlen kann? Für einen neuen Ansatz des Verstehens psychisch Kranker, auch bei befremdlichen Krankheiten wie der Schizophrenie, setzte sich der Psychiater Ronald Laing ein. Ronald D. Laing war ein Unbequemer zwischen allen Stühlen, ein Querdenker im besten Sinn, nämlich unvoreingenommen und neugierig. Er wurde heute vor 95 Jahren im schottischen Glasgow geboren und verlebt eine isolierte, überbehütete Kindheit als einziger Sohn strenger und stets besorgter Eltern. Phantasiereisen in den eigenen Innenraum ersetzen ihm das Spiel mit Gleichaltrigen auf der Straße. Später ließ er sich als Psychiater ausbilden und begann seine Karriere in der britischen Armee. In London lernt er die Psychoanalyse kennen, liest Edmund Husserl und Jean-Paul Sartre. Laing will verstehen statt nur zu behandeln, er sucht die menschliche Begegnung mit seinen Patienten statt ihre wissenschaftliche Typisierung, begreift auch schwere Psychosen als Reaktionen auf eine krankmachende Umwelt. Laing leugnet dabei nicht die Existenz von psychischen Erkrankungen, sondern betrachtet sie in einem radikal anderen Licht als seine Zeitgenossen und wird so zu einem bedeutenden Vertreter einer kritischen Psychiatrie.