Albert Camus wird mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet (17.10.1957)
Podcast - ZeitZeichen | 17.10.2022 | Dauer: 00:14:33 | SR 2 - Christoph Vormweg
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Freude über einen Nobelpreis? Nichts für Albert Camus! Ein "eigenartiges Gefühl der Niedergeschlagenheit" befiel den Schriftsteller, als er von der Ehrung hörte. Denn die Nobelpreis-Akademie pflegte Lebenswerke zu würdigen. Er aber wollte den Neuanfang. Die Nachricht von der Verleihung erreichte Albert Camus, den Chronisten des Absurden, in einer tiefen Schreibkrise. Schon länger lästerte man im Pariser Literaturbetrieb, der Autor des Weltbestsellers "Der Fremde" sei ausgeschrieben und maßlos überschätzt. Auch seine Zerrissenheit als Algerienfranzose lastete auf ihm: wegen des Krieges in seiner Heimat gegen die französische Kolonialmacht. Den blutigen Terror der Befreiungsfront wollte Albert Camus jedenfalls nicht gutheißen. Mit 43 Jahren war Albert Camus der zweitjüngste Preisträger überhaupt. Würde ihn der Literaturnobelpreis lähmen oder inspirieren? Was er nicht wusste: Ihm blieben nur noch gut zwei Jahre, um sich als Schriftsteller zu beweisen. Denn er starb Anfang 1960 bei einem Autounfall. Was würde sich im Nachlass finden?