Der Geburtstag des Übersetzers Karl Dedecius (20.5.1921)
Podcast - ZeitZeichen | 20.05.2021 | Dauer: 00:14:20 | SR 2 - Hildburg Heider
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"Die ganze Misere unserer Geschichte beruhte immer darauf, dass wir den Osten zu wenig kannten." Karl Dedecius, der hochgeehrte Mittler zwischen Ost und West, strebte zeit seines Lebens danach, "Vorurteile durch Urteile zu ersetzen". Als Sohn deutscher Eltern kommt Dedecius heute vor 100 Jahren im polnischen Lodz zur Welt, absolviert dort das polnische Gymnasium und gerät als Soldat der Wehrmacht bei der Schlacht von Stalingrad 1943 für sieben Jahre in sowjetische Gefangenschaft. Nach dem Krieg arbeitet er als Versicherungsmanager und übersetzt "nach Feierabend" polnische Poesie und Prosa vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert, bis er 1980 in Darmstadt das Deutsche Polen-Institut gründet und zum prominentesten Vermittler und Herausgeber polnischer Literatur wird, auch als Herausgeber der 50bändigen Polnischen Bibliothek. Neben 300 polnischen Autoren übertrug Dedecius auch russische Dichter ins Deutsche. "Übersetzer sind Sucher nach dem Gleichheitszeichen zwischen zwei Unverständlichkeiten." In diesem Spannungsfeld wirkte Dedecius als Brückenbauer, bis zu seinem Tod im Jahr 2016.