Ein Mittagessen bei Ayse-Gül

Ein Mittagessen bei Ayse-Gül

Podcast - Lebenszeichen | 27.07.2024 | Dauer: 00:03:51 | SR 2 - Daniel Storb

Themen

Ich sehne mich nach dem Reich Gottes! In der Bibel heißt es, dass dieses Reich schon jetzt angebrochen ist. Wo kann ich es suchen? Wie ist es dort? Wenn Jesus in der Bibel danach gefragt wird, erzählt er immer Geschichten. Wie jemand eine kostbare Perle in einem Acker findet. Oder nach langer Suche ein verloren gegangenes Schaf. Oder ein Geldstück. Oder den Sohn wiederbekommen hat, der einst weggezogen ist und nichts von sich hören ließ. Immer ist die Freude in diesen Geschichten unermesslich.Wenn ich Jesus richtig verstehe, dann kann ich dieses Reich nicht finden wie ein Land, sondern: es begegnet mir einfach irgendwie, wahrscheinlich unerwartet. Ich habe es so vor kurzem erlebt und da ist mir klar geworden: Das Reich Gottes ist wie ein Mittagessen bei Ayse-Gül!Ich öffne die Tür und trete ein in diesen kleinen, unscheinbaren Laden. Es duftet nach frisch gebackenem Brot, nach herzhafter Linsensuppe. Ein Hauch Kaffee liegt in der Luft. Ayse-Gül begrüßt mich: „Oh es ist so schön, dass du da bist, ich habe schon auf dich gewartet!“ Ich sehe ein strahlendes Gesicht, ehrliche Freude blitzt darin auf. Die Falten um ihre Augen zeigen es. Draußen regnet es, es ist kalt, ich bin nass. Der Tag war vollgepackt bis jetzt, und er wird stressig bleiben. Aber jetzt hier, in Ayse Güls kleinen türkischen Café, ist es warm. Ich setze mich und bin sofort angekommen. Es ist gut, dass ich hier bin! Sie wischt meinen Tisch ab und fragt mich dabei, wie es mir geht. Und dann hört sie zu, nimmt sich Zeit, ist interessiert an mir und meinem Leben. Auch sie erzählt mir dann von kleinen Freuden und auch von schmerzlichen Erlebnissen. Ich denke: Zwei Fremde mitten in Köln, aber so viel Wärme und Nähe. Ich merke, wie die Anspannung des Tages ein wenig von mir abfällt. Und ich bin dankbar.Das Essen, das sie mir serviert, ist wie immer selbst gekocht. Eine gehaltvolle Suppe, ein Salat und selbstgebackenes Brot mit Aufstrich. Dafür steht Ayse Gül früh morgens auf. Ihr ist es wichtig, dass alles frisch ist. Und dass sie mit solcher Leidenschaft kocht, schmeckt man auch!Zwischendurch kommen Schüler*innen in den Laden und kaufen sich ihr Pausenbrot. „Oh du hast 50 Cent zu wenig? Kein Problem, guten Appetit!“ Ihr kommt es nicht auf die Paar Cent an.Eine Frau kommt herein und bringt frisches Gemüse: „Hallo mein Schatz, ich danke dir von Herzen für deine Hilfe!“Es ist wohl so: Die Menschen kommen gern zu ihr in den Laden, ganz egal, wo sie herkommen, ganz egal, wo sie hingehen, ob sie op kölsch, hochdeutsch oder türkisch bestellen. Für alle gibt es ein liebevolles Lächeln und etwas Gutes zu essen.Als ich wieder raus in den kalten Regen muss, sagt sie: „Du hast ja gar keinen Schirm, Moment ich hole dir schnell meinen, nein, keine Widerworte, du brauchst ihn gerade dringender als ich!“Ein Mittagessen bei Ayse Gül: Hier bin ich liebevoll angenommen und gestärkt worden. So ging es sicher auch den Menschen, die Jesus begegnet sind. Beim Essen mit ihm, wenn er sie berührt hat mit Geschichten und Gesten. Ist das nicht schön: Nun ist es auch in meinem Leben aufgetaucht, das Gottes Reich: in diesem kleinen Laden, unübersehbar und kraftvoll, ein Mittagessen bei Ayse-Gül.

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