Die Polizeiaktion gegen das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" (26.10.1962)

Die Polizeiaktion gegen das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" (26.10.1962)

Podcast - ZeitZeichen | 26.10.2022 | Dauer: 00:14:35 | SR 2 - Veronika Bock und Ulrich Biermann

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Wie immer soll am Freitagabend die neueste Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" in Druck gehen. Doch um 21.30 Uhr besetzen Polizisten und Fahnder des Bundeskriminalamtes die Redaktionsräume im Hamburger Pressehaus. Staatsanwalt Buback fordert die Herausgabe der Druckfahnen. Sein Verdacht: Geheimnis- und Landesverrat. Auch das Bonner Büro des Nachrichtenmagazins wird noch in der Nacht durchsucht, leitende Redakteure müssen sofort in Haft, Herausgeber Rudolf Augstein stellt sich am nächsten Tag der Polizei. Der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß nutzt seine Kontakte zum Franco-Regime und lässt den stellvertretenden Chefredakteur Conrad Ahlers im Spanienurlaub verhaften. Anlass für die Polizeiaktion ist ein Artikel über das NATO-Manöver "Fallex 62", in dem "Der Spiegel" über atomare Planungen der Bundeswehr und die Verteidigungsfähigkeit der jungen Republik berichtete. Weder Bundeskanzler Adenauer noch Teile seiner Regierung ließen die Unschuldsvermutung gelten. Einen Abgrund von Landesverrat habe man im Land, schimpft der betagte Kanzler im Bundestag. Seine Kanzlerschaft sollte die Affäre nur kurz überdauern: Adenauers Regierung scheiterte nicht zuletzt an der Spiegel-Affäre, Franz Josef Strauß musste zurücktreten. Die öffentlichen Proteste breiter Schichten der Bevölkerung gelten heute als prägende Momente zur Stärkung der Pressefreiheit und Entwicklung einer kritischen Öffentlichkeit in Deutschland.

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