Ein Wa(h)l-Fisch

Ein Wa(h)l-Fisch

Audio | 15.03.2025 | Dauer: 00:03:48 | SR kultur - (c) SR

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Ich weiß gar nicht, wann es genau angefangen hat. Oder ob es dafür überhaupt ein Datum gibt. Aber ich spüre es in meinem ganzen Körper, im Kopf, in der Brust, mit allen Sinnen: Unsere Welt verändert sich. Fundamental. Von Grund auf. Der Krieg in der Ukraine dauert an, der Nahost-Konflikt eskaliert weiter, und im Gazastreifen hungern und verzweifeln Menschen wie noch nie zuvor. In Afrika treiben Kriege und der Klimawandel Millionen Menschen in die Flucht. Und auch das Extremwetter bei uns macht klar: Der Klimawandel ist jetzt schon keine Zukunftsfrage mehr. Von Inflation und Rezession ganz zu schweigen. Die Welt verändert sich gerade. Und die Zukunftsaussichten sind nicht rosig. Weltuntergangspropheten, die das immer und immer wiederholen, die gibt es mehr als genug. Auf Veränderungen reagieren wir Menschen übrigens auf drei verschiedene Arten. Da gibt es die Einen, die im Grunde nur auf die Veränderung gewartet haben. Die Revoluzzer, die Anarchisten, die, die das Neue mit offenen Armen empfangen und es gar nicht abwarten können. Dann gibt es die, die die Veränderungen einfach nicht wahrhaben wollen. Die, die durch die Welt laufen und - so lange es nur geht - lieber so tun, als wär‘ in Wahrheit gar nichts. Die, die immer „Früher war alles besser“ sagen, ohne selbst genau zu wissen, wann dieses Früher eigentlich gewesen sein soll. Und dann gibt es noch Menschen wie den Propheten Jona. Übrigens einer der ältesten Weltuntergangspropheten, den die Bibel kennt. Gott gibt Jona den Auftrag, in die Stadt Ninive zu gehen und ihr den Untergang anzukündigen. Doch Jona hat dazu gar keine Lust. So nimmt er die Beine in die Hand und läuft genau in die entgegengesetzte Richtung. Ein Schiff, ein Walfisch – und am Ende steht er doch an der Stadtmauer. Vor den Veränderungen weglaufen, das hat noch nicht einmal in der Bibel funktioniert. Widerwillig erzählt Jona den Bewohnern von Ninive, was passieren wird, wenn sie sich nicht ändern. Die Leute hören ihm zu. Und sie ändern sich tatsächlich. Und der prophezeite Weltuntergang, der kommt einfach – nicht. Und wir? Hören wir auf die Propheten unserer Zeit? Ändern wir etwas? Jeder für sich, als Gesellschaft, als Weltgemeinschaft? Ich weiß es nicht. Und ich weiß vor allem nicht wie. Manchmal frage ich mich schon, welche Welt wir unseren Kindern und Enkeln eigentlich hinterlassen. Eines gibt mir aber bei allem Umbruch, bei allen Veränderungen Hoffnung. Selbst Jona hat mehr als einen Anlauf gebraucht. Zur rechten Zeit kam am rechten Ort dann doch der richtige Walfisch, und hat ihn gerade noch rechtzeitig am richtigen Ufer wieder ausgespuckt. Erst beim zweiten Mal hat er wirklich zugehört und dann für die Menschen doch noch die richtigen Worte gefunden. Und die Menschen haben es am Ende doch noch rechtzeitig geschafft, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wer weiß? Vielleicht ist alles, was wir gerade erleben, am Ende unser eigener Walfisch? Gewaltig, ja. Beunruhigend, ganz sicher. Und alles verändernd. Und wir kommen dann am Ende genau wie Jona dahin, wo wir hinmüssen, um gerade noch rechtzeitig die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und etwas zu verändern. Nicht unbedingt für uns. Aber für all die, die nach uns kommen.

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