Trau dich!

Trau dich!

Audio | 08.02.2025 | Dauer: 00:03:57 | SR kultur - (c) SR

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Wann haben Sie sich das letzte Mal etwas getraut? Eine Klettertour gemacht? Jemandem so richtig die Meinung gesagt? Eine Liebeserklärung abgegeben? Einen Fehler zugegeben? Die Spinnenangst überwunden? Etwas vollkommen Unerwartetes gemacht? Wann haben Sie sich das letzte Mal selber etwas zugetraut? Eine schwierige Aufgabe übernommen? Über sich gelacht? Vor anderen Menschen geredet? Einen Fehler eingestanden? Gar nicht so einfach – sich etwas trauen oder sich selber etwas zutrauen! Das erfordert Mut und Risiko, das Überschreiten eigener Grenzen, das Verlassen der eigenen Komfortzone. Eigentlich ist es ja reizvoll, etwas Neues, Unbekanntes zu versuchen. Aaaber: Man könnte ausgelacht werden; man könnte sich zum Affen machen; man könnte die Kontrolle verlieren über sich und andere. Dann doch lieber in den eingefahrenen Gleisen bleiben, auf sicherem Feld, im eingeübten Verhalten. Ich verstehe das, mir geht es ja manchmal genauso. Und gleichzeitig denke ich mir immer wieder: wie langweilig! Im Januar fand in Saarbrücken wieder die alljährliche Hochzeitsmesse statt. „Trau“ heißt sie. Geworben wurde unter anderem mit dem Satz „Die Hochzeitsmesse verspricht ein unvergessliches Erlebnis für alle, die auf der Suche nach dem perfekten Start in ihr gemeinsames Leben sind.“ „Trau“? Zugegeben, beim ersten Hören klingt das etwas merkwürdig. Aber wenn ich länger darüber nachdenke, ist dieser Titel gar nicht schlecht. „Trauung“ klingt da mit – so heißt das kirchliche Fest, wenn zwei Menschen miteinander leben wollen. Aber auch das Sich-Trauen – ich traue mich, mich auf einen anderen Menschen einzulassen und mich ihm zu öffnen. Ich will kein unverbindliches „Mal sehen, ob ich mit dir probeweise eine Zeit irgendwie verbringen will“. Sondern ich sage „Mit dir möchte ich zusammenleben, meine Zeit teilen, Höhen und Tiefen gemeinsam erleben“ und noch manches mehr. „Trauung“ heißt: Ich vertraue mich einem anderen Menschen an. Es hat also zugleich etwas mit Sich-Trauen und mit Sich-etwas-Zutrauen zu tun, wenn ich mit einem anderen Menschen zusammenleben will. Natürlich braucht es dazu nicht unbedingt einen amtlichen Trauschein. Und ich weiß auch, dass Ehen in die Brüche gehen können. Aber es bleibt für mich dabei: das Zusammenleben mit einem anderen Menschen erfordert Mut, bereichert und bedeutet Arbeit. Zu Anfang, wenn die Schmetterlinge im Bauch alles überstrahlen, ist das wohl noch nicht so deutlich. Und wenn man das Zusammenleben mit einer Trauung feiern möchte, auch noch nicht. Aber im gemeinsamen Alltag wird deutlich, wie man miteinander zurechtkommt. Da kann es schnell passieren, dass man sich selbst oder dem bzw. der anderen zu viel oder zu wenig oder gar nichts zutraut. Dann ist es gut, wenn man sich traut, ehrlich zueinander zu sein, sich Wünsche zu sagen und verschiedene Meinungen gelten zu lassen. Wir von der Evangelischen Kirche waren auf der Hochzeitsmesse auch mit einem Stand dabei. Weil wir dieses „Trau“ gern mit einem Ausrufungszeichen versehen möchten: „Traut euch, füreinander da zu sein. Traut euch, einzeln und gemeinsam eure Wege zu gehen. Traut euch, euch gegenseitig etwas zuzumuten!“ Wie schön, wenn das gelingt!

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