Missbrauch in der Kirche
Podcast - Religion und Welt | 01.02.2025 | Dauer: 00:16:32 | SR kultur - Matthias Alexander Schmidt
Themen
Missbrauch in der Kirche: Reflexion der eigenen Gewalt-Anfälligkeit steigernDer Jesuit Klaus Mertes im Gespräch: 15 Jahre nach Beginn des SkandalsAls Vertreter der Kirche stehe er auf der Täterseite, sagt Pater Klaus Mertes. Vor 15 Jahren meldeten sich einige ehemalige Schüler bei ihm: In den 1970er- und 80er Jahren waren sie von Jesuiten am Berliner Jesuiten-Gymnasium Canisius Kolleg sexuell missbraucht worden. Daraufhin schrieb Mertes, damals Rektor der Schule, im Januar 2010 einen Brief an 600 Ehemalige dieser Jahrgänge: Damit wollte er Ansprechbarkeit signalisieren, den Opfern danken für ihren Mut, zu sprechen; dazu beitragen, das Schweigen über die systematischen, jahrelangen Übergriffe zu brechen. In der Folge wurden tausende Fälle bekannt: Priester und Ordensleute hatten sich an Kindern und Jugendlichen vergangen, die Kirche schaute weg, vertuschte, schützte die Täter. Bis heute streiten Betroffene mit der Kirche um Entschädigungsfragen, drängen auf umfassende Aufarbeitung.Nicht im Empörungsmodus bleibenMertes, der die katholische Kirche und damit sich selbst auf der Täterseite verortet, erläutert im Religion und Welt-Gespräch: Der Missbrauch sei u.a. eine Gelegenheit, die Reflexionsfähigkeit für die eigene Anfälligkeit für Gewaltstrukturen zu steigern. Im Empörungsmodus über das Schreckliche zu bleiben, genüge nicht. Es brauche vielmehr eine Atmosphäre, in der man auch in der Ich-Aussage Grenzverletzungen und Vergleichbares benennen dürfe, so Mertes.